Inspiration - Le Corbusier | Der Künstler
16299
page-template,page-template-full_width,page-template-full_width-php,page,page-id-16299,ajax_fade,page_not_loaded,,vertical_menu_enabled, vertical_menu_hidden, vertical_menu_width_260,qode-title-hidden,qode_grid_1300,side_area_uncovered_from_content,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-9.1.3,wpb-js-composer js-comp-ver-4.11.2.1,vc_responsive

Die Quelle der

Inspiration

von Karin Rabara

Mei­ne ers­te Begeg­nung mit dem Schaf­fen Le Cor­bu­si­ers fand 1995 statt wäh­rend mei­ner Aus­bil­dung zur Hoch­bau­zeich­ne­rin. Unse­re Klas­se besuch­te eine Aus­stel­lung in Pay­erne, in der auch Le Cor­bu­si­ers Tapis­se­rien zu sehen waren. Bei der Bege­hung der Aus­stel­lung fühl­te ich, dass etwas in mir pas­sier­te: Die Wand­tep­pi­che waren ergrei­fend, und ich konn­te kaum glau­ben, dass der Archi­tekt Le Cor­bu­si­er sie geschaf­fen hat­te. Archi­tekt UND Künst­ler? Eine Offen­ba­rung und weg­wei­send, wie sich her­aus­stel­len sollte.

 

Vor Beginn mei­nes Archi­tek­tur­stu­di­ums in Luzern besuch­te ich Le Cor­bu­si­ers Klos­ter Sain­te-Marie de la Tour­et­te. Bei der Anrei­se schien es mir wie ein Monu­ment aus rohem Beton, ein Schwer­ge­wicht, gelan­det in der sanf­ten Land­schaft. Mir wur­de bewusst, dass sich das glei­che Gefühl wie 1995 ein­stell­te: Hier war Le Cor­bu­si­ers Kraft spürbar.

 

Aber es war alles ande­re als ein Koloss. Da spiel­te alles. Das Licht, die For­men, die har­mo­ni­schen Dimen­sio­nen. Ein Fein­geist steck­te dahin­ter. Und ich war ein Teil davon, als ich zwei Näch­te dar­in ver­brach­te. In einer Mönchs­zel­le, so breit wie mei­ne aus­ge­streck­ten Arme tas­te­ten. Der Modul­or wur­de mir spür­bar ein­ver­leibt: die mensch­li­chen Dimen­sio­nen! War das nun Archi­tek­tur? War hier auch der Künst­ler LC am Werk? Mir war nicht klar, ob hier mehr Kunst oder mehr Archi­tek­tur drin steck­ten. Le Cor­bu­si­er schien mir ab da untrenn­bar in den Berei­chen sei­nes Handelns.

 

Es dau­er­te nicht lan­ge, dass ich mich vom Archi­tek­tur­stu­di­um lösen und auf die Suche nach dem Werk Le Cor­bu­si­ers machen woll­te. Ein Job­an­ge­bot Hei­di Webers vom Cent­re Le Cor­bu­si­er in Zürich mach­te es mög­lich. Zwei Jah­re arbei­te­te ich tag­täg­lich in die­sem aus­ser­ge­wöhn­li­chen, letz­ten Bau­werk Le Cor­bu­si­ers. Hier leb­te die­se Syn­the­se, ein Gesamt­kunst­werk, das Archi­tek­tur, Kunst, Schrif­ten und Möbel ver­ein­te. Jeden Tag wur­de ich neu ergrif­fen, bewegt oder auch völ­lig hilf­los ange­sichts die­ses Uni­ver­sal­ge­nies. Der Archi­tekt im Diens­te der Poe­sie. Der Künst­ler genau­so. Es wür­de mich nicht mehr loslassen.

 

Nach die­ser inten­si­ven Zeit im Muse­um ver­schaff­te ich mir eine Pau­se. Die­se Fül­le an Inspi­ra­ti­on for­der­te ruhi­ge­re Arbeits­fel­der, wel­che ich in wei­te­ren Archi­tek­tur­bü­ros fand. Ich begeg­ne­te mei­nem spä­te­ren Mann, der aus mei­nen Erzäh­lun­gen über Le Cor­bu­si­er kaum ermes­sen konn­te, was mich da so berühr­te. Das änder­te sich abrupt, als er mir anläss­lich der Geburt unse­rer Toch­ter eine signier­te Gra­phik Le Cor­bu­si­ers such­te. Er recher­chier­te, las und lern­te über den Künst­ler Le Cor­bu­si­er – es waren Mona­te, die ihn spür­bar veränderten.

 

Durch die geschenk­te Gra­phik hat­te mich Le Cor­bu­si­er im Jahr 2006 erneut ein­ge­holt. Mein Mann, inzwi­schen sel­ber infi­ziert, nähr­te mei­ne Lei­den­schaft. Und er hat­te erkannt, dass LCs künst­le­ri­sches Werk ein Poten­zi­al birgt, das der Kunst­markt nicht ange­mes­sen aus­schöpf­te. Wir zöger­ten nicht lan­ge: Es wur­de ihm ein Anlie­gen, das künst­le­ri­sche Werk Le Cor­bu­si­ers zu sam­meln, es zu erfor­schen und ein­zu­ord­nen, es zu pfle­gen und aus­zu­stel­len, es ande­ren Inter­es­sier­ten ver­füg­bar zu machen. So ist es nach wie vor.