1887 als Charles-Edouard Jeanneret-Gris im schweizerischen La Chaux-de-Fonds zur Welt gekommen, ist der spätere Le Corbusier schon als Kind vom Zeichnen besessen. An der Kunstgewerbeschule sieht er sich auf dem besten Weg, Maler zu werden. Sein Lehrer begeistert den Jüngling indes auch für die Architektur und verschafft dem 17-Jährigen einen ersten Auftrag.
Vom Drang nach Grossem getrieben, wird ihm die Heimat bald zu eng. 1917 lässt er sich in Paris nieder, hier entwickelt er ab 1918 den späten Kubismus zum Purismus weiter. Als Künstler gehört er zur Spitze der Avantgarde und stellt schon bald bei Léonce Rosenberg aus, dem Händler von Grössen wie Picasso, Braque und Léger.
1920 ist er einer der Gründer der Zeitschrift «L’Esprit Nouveau», die sich der Entwicklung in Kunst und Wissenschaft widmet. Seine ungewöhnlich kühn und prägnant verfassten Essays über die Architektur signiert er mit dem Pseudonym: Le Corbusier. 1923 erscheinen sie in dem von ihm revolutionär gestalteten Sammelband «Vers une Architecture» und machen ihn weltberühmt – Le Corbusiers Aufstieg zum Säulenheiligen der Architektur beginnt.
Bis zu seinem Tod 1965 im Mittelmeer vor Roquebrune-Cap-Martin baut er auf fünf Kontinenten und erfindet sich dabei immer wieder neu. Das «Time Magazine» zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und zum wichtigsten Architekten überhaupt, 17 seiner Gebäude gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.
Als Architekt ein Bahnbrecher der Moderne – als Urbanist und Autor ein Garant für Furore – als Gestalter Schöpfer zeitloser Fauteuils – und als Künstler Urheber von Werken, die inzwischen Millionenpreise erzielen… Wie hat Le Corbusier das alles geschafft, dieser sagenhaft produktive, unerhört kreative Berserker an Tatendrang?
Kraft und Inspiration schöpfte er in seiner Kunst: Ihr hat er jahrzehntelang jeden Vormittag gewidmet, sie war «der Schlüssel zu meiner Existenz», wie er mehrfach betonte. An die 500 Ölgemälde, Tausende von Zeichnungen, Hunderte Graphiken und zig Tapisserien, Skulpturen sowie Email-Arbeiten legen davon Zeugnis ab. Leiten liess er sich «von dem, was der wichtigste Wert des Lebens ist»: von der Poesie, «der Schöpfung des Geistes».
T. Rabara
Le Corbusier 1937 bei der Arbeit
am Gemälde «Plougrescant».
© akg-images / Paul Almasy;
FLC / 2019, ProLitteris, Zurich